Seit ich denken kann, habe ich Bücher verschlungen. Nicht gelesen, sondern aufgesogen. Als Kind bin ich jeden Ferientag in die Stadtbücherei gegangen und habe mir mindestens drei Bücher ausgeliehen. Und gelesen. Mein Vater wollte lange nicht glauben, dass ich wirklich so schnell lesen kann und hat deswegen die Bücher auch gelesen und mich dann abgefragt. Aber irgendwann hat ihm das dann zu lange gedauert.
Ich war ein richtiger Bücherwurm. Meine Schränke voll mit Geschichten, die Batterien meiner Taschenlampe immer leer – vom vielen heimlichen Lesen unter der Bettdecke.
Später habe ich dann Literatur studiert. Da ist das Lesen zum reinen Vergnügen ein bisschen zu kurz gekommen. Die semesterliche Leseliste war wirklich lang, und dann musste das ja auch noch alles analysiert und auseinandergenommen werden. Ich war richtig froh, als das Studium geschafft war und ich wieder Zeit zum Lesen hatte. Weil ich lesen wollte . und nicht, weil ich lesen musste. Nicht mehr so viel wie früher, aber immerhin schaffte ich auf der fast stündlichen U-Bahnfahrt zum Verlag, bei dem ich mittlerweile arbeitete, jede Woche mehrere Bücher. Und dann bin ich irgendwann umgezogen und mit dem Fahrrad zur Arbeit gefahren. Und dann habe ich Kinder bekommen und plötzlich Kinderbücher vorgelesen. Ich muss ehrlich gestehen, ich lese nicht besonders gerne vor. Es geht mir zu langsam, und das laute Vorlesen hindert mich daran, ganz in den Geschichten zu versinken. Deshalb macht das oft mein Mann. Der liest nicht wirklich gerne, aber sehr gerne vor.
Als ich über die Weihnachtsfeiertage ein bisschen Zeit hatte, das letzte Jahr Revue passieren zu lassen, ist mir aufgefallen, dass ich 2018 kein einziges Buch komplett gelesen habe. Das hat mich wirklich traurig gestimmt. Es fehlt mir sehr, mich mit einem guten Buch in meinen Lieblingssessel zu kuscheln und für ein paar Minuten oder Stunden dem Alltag zu entfliehen. Und deshalb habe ich mir vorgenommen, im nächsten Jahr jeden Monat mindestens ein, besser zwei oder drei Bücher zu lesen. Vielleicht werden es auch mehr, aber ein Buch – das sollte auch mit Kindern, Familie, Hund, Arbeit und Haushalt zu schaffen sein. Und weil ich gar nicht erst bis zur Jahreswende warten wollte, um den guten Vorsatz in die Tat umzusetzen, habe ich mir aus meinem Bücherregal ein Buch gegriffen, das schon lange da steht und darauf wartet, endlich von mir gelesen zu werden.
Ich werde das Jahr den Neuerscheinungen widmen. Ganz jungfräuliche Bücher, über die noch nichts geschrieben wurde, an die ich ohne jegliche Erwartung herangehen kann, und die mich ganz unbefangen mitnehmen können. Die Bücher für das erste Quartal habe ich schon ausgewählt. Ich würde mich freuen, wenn ihr Lust habt, mitzulesen und mir im Anschluss eure Gedanken über die Bücher mitzuteilen.
Januar
- Mittagsstunde von Dörte Hansen
- Stella von Takis Würge
- Ingrid Wiener und die Kunst der Befreiung
Februar
- M. von Anna Gien und Marlene Stark
- Vater unser von Angela Lehner
- Lieber woanders von Marion Brasch
März
- Damals von Siri Hustvedt
- Kurt von Sarah Kuttner
- Freiraum von Svenja Gräfen
- Gott wohnt im Wedding von Regina Scheer